Eine Sonderpädagogin aus München am Schreibtisch

„Ich sehe mich als Wegbegleiterin, die Vorschläge macht und unterstützt“

Veronika Schwerdtfeger, Sonderpädagogin und Integrationsfachberaterin

Veronika Schwerdtfeger weiß aus eigener Erfahrung, welche Herausforderungen das Leben mit einer körperlichen Beeinträchtigung mit sich bringt. Beim Integrationsfachdienst München-Freising berät sie Menschen mit Einschränkungen bezüglich ihres Arbeitsplatzes in der Arbeitswelt.

Welche Aufgaben übernehmen Sie beim IFD München-Freising?

Beim IFD helfe ich Menschen mit Beeinträchtigungen, wenn Probleme im bestehenden Arbeitsverhältnis auftreten oder ein Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden werden soll. Dann schauen wir gemeinsam, wie wir unterstützen können. Zu meinen Hauptaufgaben gehören die berufliche Sicherung und die Vermittlung. Wir erhalten Klient:innen von Kostenträgern wie der Agentur für Arbeit, der Rentenversicherung, dem Bezirk Oberbayern sowie dem Inklusionsamt. Diese Klient:innen haben alle eine Beeinträchtigung, und wir versuchen, das Arbeitsverhältnis zu erhalten, eine neue passende Stelle zu finden und auch Klient:innen aus der Werkstatt für behinderte Menschen in ein sozialversicherungspflichtiges Verhältnis zu vermitteln.

Welche Arten von Beeinträchtigungen haben die Klient:innen, die zu Ihnen kommen?

Das ist sehr vielfältig. Wir haben Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis sowie Personen mit einem Reha-Status von der Rentenversicherung. Das Spektrum reicht von psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen über Sehbehinderungen bis hin zu vielen anderen Kombinationen.

 

Eine Sonderpädagogin aus München telefoniert

Wie sieht Ihr Arbeitstag typischerweise aus?

Meistens bin ich im Büro, beantworte E-Mails, führe Beratungsgespräche im IFD, telefoniere mit Klient:innen oder Arbeitgebern und plane für die nächsten Tage und Wochen vor. Manchmal besuche ich Praktikant:innen und Arbeitnehmer:innen an ihrem Arbeitsplatz. Unsere Kernarbeitszeiten sind von 9:30 Uhr bis 15:30 Uhr. Generell können wir unsere Termine weitgehend selbst einteilen.

Was bereitet Ihnen besonders Freude?

Besonders viel Spaß machen mir die Beratungsgespräche mit den Klient:innen und die Praktikums- und Arbeitsplatzbesuche. Es ist erfüllend, wenn wir zusammen eine Lösung finden oder ein:e Klient:in erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert wird. Ich kann hier viel bewegen. Natürlich gehört auch viel Dokumentation dazu, was weniger Spaß macht, aber notwendig ist.

 

Eine Sonderpädagogin auf einem Büroflur in München

Wie sehen Sie Ihre Rolle in der Unterstützung der Klient:innen?

Ich sehe mich als Wegbegleiterin, die Vorschläge macht und unterstützt. Die Entscheidungen müssen letztlich von den Klient:innen selbst getroffen werden. Unsere Rolle ist es, sie zu ermutigen, Dinge auszuprobieren und ihnen dabei zu helfen, den für sie passenden Weg zu finden. Wenn Klient:innen ihre Diagnose noch nicht lange haben, benötigen sie oft zusätzliche emotionale Unterstützung. Wir helfen ihnen, ihre neue Situation zu akzeptieren und zu verarbeiten. Das ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit, den ich als „Auffängerin für Seelen" bezeichne.

Wie gehen Sie mit Ihrer eigenen Beeinträchtigung um und wie beeinflusst diese Ihre Arbeit?

Ich habe seit meiner Geburt eine linksseitige Hemiparese, das heißt eine Spastik am Fuß und an der Hand. Dadurch kann ich mich gut in meine Klienten hineinversetzen. Es ist manchmal schwerer, wenn man vorher ein normales Leben ohne Handicap geführt hat und dann plötzlich eine Beeinträchtigung bekommt. Bei mir ist das anders: Ich kenne nur mein Leben mit Beeinträchtigung. Ich glaube, dass meine eigene Erfahrung den Klient:innen zeigt, dass man auch mit einer Behinderung erfolgreich sein kann.

Was schätzen Sie besonders am IFD?

Besonders schätze ich die flachen Hierarchien und das gute Betriebsklima. Wir haben eine Schwerbehindertenvertretung, die sich um unsere Belange kümmert, und es gibt viele Vorteile wie Home Office, weitgehend flexible Arbeitszeiten, kostenlose Getränke, Betriebsausflüge und Weihnachtsgeld. Das Team hier ist wirklich großartig, und das macht für mich einen großen Unterschied.

Kolleginnen in München bei der Kaffeepause